Startschuss zum Jubiläumsrennen. Am Sonntag steigt zum 40. Mal der Vienna City Marathon. 39.000 Teilnehmer aus mehr als 100 Nationen bewältigen die volle Distanz von 42,195 Kilometern oder den Halbmarathon über 21,0975 Kilometer. Einer von ihnen ist Emin da Silva. Der 50-jährige Deutsche läuft zum vierten Mal in Wien – aber auf eine besondere Weise. „Ich werde den Halbmarathon rückwärts auf einem Bein bestreiten“, kündigt er im „Heute“-Talk an.
Warum auf diese Art? „Ich bin 15 Jahre lang Marathons vorwärts gelaufen. Das fehlt mit die Abwechslung, die Kreativität. Also habe ich angefangen, etwas anderes zu versuchen“, so der Sozialarbeiter aus Bremen. Das alles hat auch einen ernsten Hintergrund: „Ich laufe für den guten Zweck. Dieses Jahr unterstütze ich den österreichischen Verein ‚Arche Herzensbrücken‘, der sich für Familien mit schwerkranken Kindern einsetzt. Meine Art zu laufen bringt einen merkbaren Wiedererkennungs-Wert, so konnte ich bereits mehr als 70.000 Euro für karitative Zwecke sammeln. Mein Motto ist: ‚Tu, was du tun kannst‘. Das ist meine Stärke, andere Menschen haben andere Stärken. Mit meinen Läufen will ich auch andere Menschen motivieren.“
Der gebürtige Türke ist ein Spezialist für Extrem-Läufe. „2002 waren es zehn Marathons in zehn Tagen von Hamburg nach Berlin. 2010 lief ich 108 km durch die Wüste von Namibia, 2013 die 2.800 km von Bremen zur türkischen Grenze in 63 Tagen, also 63 Marathons am Stück. 2021 lief ich in Wien die 42,195 km vorwärts auf einem Bein.“ Was sagt der Arzt über lange Laufstrecken auf einem Bein? „Der schüttelt den Kopf“, lacht Da Silva. „Aber ich lasse mich jedes Mal vor dem Marathon durchchecken und stelle sicher, dass alle meine Werte in Ordnung sind und mein Herz gut funktioniert. Ich teste im Training auch immer aus, was funktioniert, investiere ein Dreiviertel-Jahr in die Vorbereitung. Wenn ich es kann, ist es für ihn in Ordnung.“
Für die gute Sache geht Da Silva an seine Grenzen: „Ich bin oft auf dem Zahnfleisch unterwegs“, gibt er zu. „Energie gibt mir, dass ich anderen Menschen helfen kann.“ Die volle Distanz auf einem Bein bewältigte er 2021 in Wien in 6:18 Stunden. „Bei 27 Grad Wärme war es sehr hart. Ich musste viel trinken“, erinnert er sich. Trotzdem genießt Da Silva die Läufe in Wien. „Die Stimmung ist immer großartig, ich werde auf der Strecke auch oft anmoderiert. Ich bin fünf Tage in der Stadt, habe also auch genug Zeit, sie zu besichtigen.“ Nach dem Rennen liegt der Fokus auf Regeneration: „Da stehen dann Radfahren, Schwimmen und andere Alternativ-Trainings auf dem Programm.“ Denn Da Silva hat noch viel vor: „Ich will noch einige Jahre laufen und wenn möglich noch mehrmals in Wien an den Start gehen.“
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Quelle: Artikel von Gerald Richter am 19.04.2023 erschienen im Magazin HEUTE