2022 hüpfte Emin da Silva den Marathon in Wien auf einem Bein. Sonntag greift er wieder auf einem Bein an – dieses Mal beim Halbmarathon, und zwar rückwärts! Ein Israeli wird eine Ananas auf dem Kopf balancieren. Ganz normal absolviert der Wiener Gerhard Wally seinen 713. (!) Marathon.
Seinen 100. Marathon absolvierte Emin da Silva in Wien in der ursprünglichen Art und Weise. Danach absolvierte er bei Österreichs größtem Laufspektakel den Halbmarathon im Salsa-Schritt. Vergangenes Jahr hüpfte er beim Vienna City Marathon die 42,195 km in 6:18 Stunden auf einem Bein. Für heuer hat sich der 50-jährige folgende Grenzerfahrung ausgedacht: den Halbmarathon rückwärts auf einem Bein unter 3:30 Stunden hüpfen.
Einladung beim Bundespräsidenten
Da Silva arbeitet selbst in Bremen als Jugendbetreuer in einem Heim für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge: „Diese Arbeit gibt mir extrem viel. Zumal ich einst auch Flüchtling war.“ 1991 kam er aus der Türkei nach Deutschland. Sport half ihm bei der Integration sehr.
Was verrückt klingt, hat einen Charity-Hintergrund. Mit der Aktion unterstützt er die Arche Herzensbrücken aus Seefeld, „um auf deren großartige Arbeit mit schwerkranken Kindern aufmerksam zu machen“.
Diese Erfahrungen gibt Emin jetzt weiter. Mit seinen Aktionen, die auch schon zu einer Einladung beim deutschen Bundespräsidenten im Schloss Bellevue in Berlin führten, sammelte der Läufer aus Leidenschaft schon über 68.000 Euro an Spenden.
Begleitläufer dirigiert
Für seinen Rückwärts-Sprunglauf in Wien hat er sieben Monate trainiert: „Ich habe in einem Hinterhof begonnen. Erst 100 m, dann 200 Meter und im Lauf der Zeit immer weiter gesteigert. Den Halbmarathon werde ich meistens im Vierer-Rhythmus absolvieren, also abwechselnd jeweils vier Sprünge mit dem linken und rechten Bein.“ Ein Begleitläufer wird ihm die Getränke tragen und natürlich auch dirigieren.
Schnitzel als Kraftquelle
Da Silva, der von der Deutschen Vermögensberatung alle Spesen gezahlt bekommt, erzählt: „Jede kleine Unebenheit ist eine Gefahr für mich. Die Belastung für die Waden, den vorderen Oberschenkel und die Sprunggelenke ist massiv. Ich werde nach dem Lauf die ganze Woche meine Wehwehchen haben. Meine Frau Kristina ist aber Physiotherapeutin und wird mich nach dem Lauf bestens betreuen.“ Und seine Kraftquelle für Sonntag weiß Emin auch schon: „Freitag gibt es ein großes Wiener Schnitzel. Darauf freue ich mich jetzt schon.“
„Fühle mich wie ein König“
Grandios sind die Balancierkünste von Moshe Lederfien. Der Israeli wird den Halbmarathon in Wien mit einer Ananas auf dem Kopf laufen. Der 69-jährige, der in Europa bei vielen Wettkämpfen ein Blickfang ist, lächelt: „Alle Leute, die mich sehen, lachen fröhlich. Da fühle ich mich wie ein König.“
Eine Eminenz der heimischen Lauf-Szene ist Gerhard Wally. Der 64-jährige bestreitet Sonntag seinen 713. (!) Marathon.
Sechs Läufer von der ersten Stunde an dabei
Sechs Läufer waren von der ersten Stunde an dabei, bestritten alle bisherigen Wien-Marathons. Auch heuer wollen Alfred Biela, Bernhard Bruckner, Franz Gschiegl, Erwin und Michael Reichetzeder sowie Gerhard Tomeczek ihre Serie fortsetzen. „Mein Bruder hat 1984 die Idee von der Schule mitgebracht“, erinnert sich Michael Reichetzeder. „Da war nicht abzusehen, was daraus wird. Es hieß damals, jeder kann mitlaufen, solange er unter 4:15 Stunden bleibt.“ Mittlerweile liegt die Maximalzeit bei 6:30. „Zum Glück, weil sonst würde ich das nicht mehr schaffen“, grinst der 65-jährige, der einst sogar unter drei Stunden lief. Motivation zum Training hat er nicht mehr. „Aber man hat einmal angefangen, da macht man halt weiter. Und auf das Rennen freue ich mich ehrlich immer. Da gibt es immer schöne, spezielle Erlebnisse.“
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Quelle: Der Artikel wurde am 19.04.2023 in der Kronen-Zeitung veröffentlicht