Jeden Tag einen Marathon laufen, und das 67 Tage lang durch acht Länder. Unglaublich? „Für Emin da Silva ist das kein Problem“, sagt Fritz Wiest aus Rangendingen, der ihn drei Tage in Rumänien begleitete.
42 Kilometer sind eine körperliche Strapaze, die selbst Profi-Läufer nur an einem Tag bewältigen und danach vier Wochen pausieren. Nicht aber Emin da Silva, der Anfang April im Bremer Weserstadion (vor dem Spiel Werder Bremen gegen Schalke 04) zu seinem „Lebens-Lauf“ startete. Er läuft seitdem jeden Tag 42 Kilometer durch Tschechien, die Slowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Griechenland bis zu seinem Ziel: Istanbul am 11. Juni. Der 40-Jährige Bremer wurde in Kurdistan geboren, kam mit 20 Jahren und seinen 14 Geschwistern nach Deutschland, machte eine Ausbildung zum Tischler und ist heute Fitnesstrainer.
20 Jahre Türkei, 20 Jahre Deutschland: Das war für Emin da Silva Anlass für seinen „Lebens-Lauf“, mit dem er für Spenden wirbt, die dann Kinderhilfsprojekten in den acht Ländern zwischen Deutschland und der Türkei zugute kommen.
Der Rangendinger Fritz Wiest unterstützt Emin da Silvas Projekt. Er lernte den Bremer während der dreitägigen Marathontour „100km of Namib Desert“ 2010 in der Wüste von Namibia kennen, teilte sich mit ihm das Zimmer. Er erfuhr erst Anfang März von da Silvas „Lebens-Lauf“. Obwohl er zu diesem Zeitpunkt nicht für einen Marathon trainiert war, entschied Wiest, drei Tage Mitte Mai in Rumänien mit da Silva zu laufen.
„Für Emin sind 42 Kilometer jeden Tag kein Problem“, erzählt Fritz Wiest. „Für mich ist das nur noch ein Spiel“, habe er zu ihm gesagt, als er am 23. Mai zu ihm stieß, und da Silva schon die Hälfte der Strecke hinter sich hatte. Gesundheitliche Probleme habe Emin nicht, bis auf einen Tag Schienbein-Schmerzen. Viel schwieriger sei es für ihn, so viel zu essen, dass der Verbrauch von 6.000 Kalorien am Tag gedeckt ist.
Der 53-Jährige Wiest hatte hingegen wenig Zeit, um sich auf die drei Tage Marathon vorzubereiten. Kurz vor seiner Reise lief er morgens und abends auf der Aschenbahn, 150 Kilometer in der Woche – zu viel für sein Sprunggelenk, das sich eine Woche vor der Abreise entzündete. Eigentlich hätte er es schonen müssen, Wiest ließ sich davon aber nicht beirren: „Das ist reine Kopfsache, wenn man weiß, dass man einfach laufen muss.“
In Predeal, der höchst gelegensten Stadt Rumäniens in den Südkarpaten, traf Wiest auf seinen Läuferfreund und begleitete ihn über Azuga, Campina und Ploiesti bis in die Hauptstadt Bukarest. Außer seinem Sprunggelenk habe ihn der starke Verkehr an den Straßen belastet. Denn die meisten Strecken liegen direkt an den Hauptstraßen. Deshalb begleiten da Silva permanent Polizeiautos. „Da fühlt man sich wie ein Star oder Verbrecher“, erzählt Wiest. Im Team sind außerdem ein Fahrer für das Wohnmobil, eine Projektleiterin und eine Physiotherapeutin.
Momentan ist Emin da Silva kurz vor der griechischen Grenze. Wer mehr über sein Projekt erfahren will, findet Informationen unter www.emindasilva.de. Spenden kann man an: Das erste Buch e.V., Konto 1190032, Sparkasse Bremen, Bankleitzahl 29050101, Stichwort „Lebens-Lauf“.
Quelle: Ein Artikel von Judith Midinet wurde veröffentlicht
in der eZeitung swp.de am 1. Juni 2013
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