Emin da Silva hat in der österreichischen Hauptstadt sein Ziel erreicht. Der Extremsportler aus Bremen benötigt für die 42,195 Kilometer 6:18:09 Stunden – und ist hinterher so kaputt wie nie zuvor.
Er hat es nicht nur getan, er hat es auch geschafft: Emin da Silva, Extremsportler aus Bremen, ist den Wien-Marathon auf einem Bein gelaufen. „Arme, Beine, Schulter, Hüften: Alles tut mir weh“, sagte der 48-Jährige, „ich bin tausendmal über meine Grenzen hinaus gegangen.“ Strapazen ist da Silva von seinen extravaganten Läufen gewohnt. Er ist 2013 in Bremen und 2019 in New York den Marathon rückwärts gelaufen, Halbmarathons schon seitwärts oder mit verbundenen Augen; er hat Wüstenläufe gemacht und 2013 die 2800 Kilometer von Bremen nach Istanbul in 67 Tagen bewältigt. Aber auf einem Bein: Das war Premiere. „Vielleicht mache ich es ein zweites Mal – in einer anderen Stadt“, sagte er.
Tradition hat, dass Emin da Silva immer auch für den guten Zweck läuft. Er platziert auf seiner Homepage Links, über die Menschen spenden können. In Wien lief der gebürtige Türke für die Opfer der Flutkatastrophe 2021 in Deutschland. Er selbst war 1991 aus seiner Heimat geflohen, als er zum Militärdienst verpflichtet werden sollte. „Mit der Anerkennung meines Asylantrages 2001 entschloss ich mich, andere Menschen für den Sport zu begeistern und den Sport für die Völkerverständigung zu nutzen“, schreibt er auf seiner Homepage. Seitdem plant er verrückte Touren – und hat nach eigener Aussage 66.000 Euro für Bedürftige gesammelt.
Auf den Wien-Marathon hatte sich da Silva mit einer Alpenüberquerung von Garmisch nach Meran eingelaufen – sechs Etappen, insgesamt 63 Kilometer und 3700 Höhenmeter. Das Ziel in Wien erreichte er nach 6:18:09 Stunden – kaputt, aber überglücklich.
Quelle: Der Artikel von Jörg Niemeyer wurde im Weser-Kurier veröffentlicht am 14. September 2021