Das ist das Motto des Bremer Extremsportlers Emin da Silva. Das Wort “extrem” ist für ihn fast schon eine Verniedlichung. Er ist 63 Marathons in 63 Tagen gelaufen und hat die Namib-Wüste durchquert. Als er aufgrund seines sozialen Engagements zum Bundespräsidenten eingeladen wurde, ist er die 361 Kilometer, die zwischen Bremen und Berlin liegen, innerhalb von 6 Tagen gelaufen. Im letzten Monat hat er den Wien-Marathon auf eine sehr ungewöhnliche Weise zurückgelegt. Worum es in diesem Projekt ging, erfahrt ihr in diesem Interview mit Emin da Silva.
Inhaltsverzeichnis
• Das Privatleben von Emin da Silva
• Auf einem Bein hüpfen
• Der Wien-Marathon
• Zweiter Teil des Interviews mit Emin da Silva
Das Privatleben von Emin da Silva
« Ich laufe eigentlich relativ wenig, da ich einen Vollzeitjob habe. Ich arbeite 38,5 Stunden beim ASB (Arbeiter-Samariter-Bund) in Bremen. Ich bin dort als Jugendsozialarbeiter für minderjährige Flüchtlinge beschäftigt und organisiere auch sportliche Aktivitäten für meine Schützlinge.
Ich bin verheiratet und mache mit meiner Frau gerne Spaziergänge. Wir fahren oft zusammen Fahrrad und unternehmen Urlaubsreisen. »
Auf einem Bein hüpfen
« Ich bin vorher schon sehr viele Marathons gelaufen. Der Lauf in Wien war mein 102. Marathon. Ich bin bereits 2017 in Bremen 10 km auf einem Bein gelaufen. Damals hatte ich ein Tierschutzprojekt unterstützt. Das war für mich schon sehr anstrengend. Aber ich wollte weiter an meine Grenzen gehen. Deshalb habe ich mir vorgenommen irgendwann auch einen Marathon auf einem Bein hüpfend zurückzulegen. »
« Durch die Corona-Pandemie wurden viele Veranstaltungen abgesagt. Diese Ungewissheit, ob ein Lauf stattfindet oder nicht, hat mich gehemmt. Deshalb hatte ich vor dem Wien-Marathon wenig trainiert. Ich bin nur 3-5 Kilometer am Stück auf einem Bein gehüpft. Das habe ich 3-4 Mal im Monat gemacht. Außerdem habe ich noch Anstiege und Treppen trainiert. Daheim habe ich auch noch Krafttraining gemacht, z. B. Liegestütze, Klimmzüge und Kniebeugen. Ich bin auch mit meinen Füßen auf der Treppenkante gewippt um die Wadenmuskulatur zu stärken.
Anfang August war ich krank gewesen. Ich hatte Husten und war sehr erschöpft. Es war allerdings kein Corona. Diese Krankheit hat mich einige Zeit lahm gelegt. Danach habe ich Ende August an einer Alpenüberquerung teilgenommen. Ich bin mit Freunden in 6 Tagen von Garmisch-Partenkirchen nach Meran gewandert. Die Alpenluft hat mir gut getan und das Wandern war für mich das beste Training. Zwischendurch bin ich auch einige Kilometer gehüpft. »
« Beim Laufen verteilt sich mein Körpergewicht (72 kg) auf 2 Beine. Beim Hüpfen muss ich kürzere Schritte machen und das gesamte Gewicht liegt auf nur einem Bein. Um einen langen Lauf durchzuhalten, muss ich alle paar Sekunden das Bein wechseln. Die Arme sind auch nicht so locker. Die Armbewegung ist intensiver, ungefähr so als wenn man auf einen Boxsack schlägt.
Ich muss auch die Bauchmuskeln anspannen. Durch das Hüpfen schwellen die Waden an. Die Ober- und Unterschenkel werden sehr beansprucht. Unter der einseitigen Belastung leiden auch die Sprunggelenke. Es besteht die Gefahr, dass ich umknicke. Deshalb muss ich beim Hüpfen sehr vorsichtig sein. »
Der Wien-Marathon
« In Wien war es sehr heiß, 27° C. Durch das Hüpfen habe ich doppelt so viel geschwitzt wie normal. Ich habe regelmäßig das Bein gewechselt. Auf flachen Streckenabschnitten alle 8 Schritte, bergauf alle 4 Schritte und bergab alle 16 Schritte. Ich musste sehr viel trinken. Ich bin an jedem Verpflegungspunkt stehen geblieben. Wenn ich danach los gelaufen bin, musste ich das Bein erst wieder in Schwung bringen.
Nach 10 Kilometern musste ich kämpfen. Ich wollte aber den Marathon unbedingt beenden und hatte mir fest vorgenommen, nicht wegen einer Kleinigkeit wie einer Blase am Fuß aufzugeben. Nach 20 Kilometern wurde das Feld kleiner, da die Halbmarathonläufer abbogen. Es gab weniger Zuschauer und die Abstände zu den anderen Läufern wurden größer.
Ich überlegte ob ich den Lauf nach dem Halbmarathon beenden soll. Ich hätte trotzdem eine Medaille bekommen. Ich habe aber daran gedacht, was ich bisher alles geschafft hatte (New York-Marathon rückwärts gelaufen, Bremen-Halbmarathon seitwärts, einen weiteren Halbmarathon mit verbundenen Augen). Das hat mich motiviert weiter zu machen.
Besonders schwierig war für mich die Strecke im Praterpark. Dort ist Eliud Kipchoge ja 2019 den Marathon unter 2 Stunden gelaufen. Das ist eine 5 km lange, schnurgerade Allee. Die musste ich zweimal laufen, einmal hin und nach einer Wende wieder zurück. Da hatte ich das Gefühl, dass ich nicht vorankomme. Der Besenwagen kam mir immer näher, ich wollte aber nicht einsteigen, deshalb bin ich schneller gehüpft und habe den Abstand zu ihm vergrößert.
Die letzten 2 Kilometer wurde ich von Läufern begleitet, die ihren Marathon bereits beendet hatten und mich unterstützen wollten. Auch der Moderator und die Zuschauer haben mich motiviert. Nach 6 Stunden und 18 Minuten war ich schließlich im Ziel.
Ich habe mich während des Rennens hauptsächlich auf mich konzentriert und habe deshalb von der Strecke nur wenig mitbekommen. Ich habe aber gesehen, dass viele Läufer erschöpft auf dem Boden lagen. Lustig war, dass andere Läufer mir Hilfe angeboten hatten, weil sie dachten, ich wäre verletzt und bräuchte Hilfe. Als ich ihnen von meinem Projekt erzählte, haben sie Videos von mir gedreht und Fotos gemacht. »
Zweiter Teil des Interviews mit Emin da Silva
Morgen veröffentliche ich den zweiten Teil des Interviews mit Emin da Silva. Darin erzählt er welches Projekt er an seinem 45. Geburtstag gemacht hat, welche Bestzeiten er hat und welchen Marathon er noch gerne laufen möchte.
Wenn ihr Fragen an Emin da Silva habt, könnt ihr sie gerne in den Kommentaren stellen. Er hat sich bereit erklärt, eure Fragen zu beantworten.
Quelle: Diesen Beitrag veröffentlichte ERIK am 21. Oktober 2021
auf seiner Website: „Der Mensch läuft“.