Im zehnten Jahr seiner Charity-Läufe hat sich der Bremer Extremsportler Emin da Silva ein hohes Ziel gesteckt: Er will das ASB-Projekt Wünschewagen unterstützen und im November beim New-York-Marathon starten.
Emin da Silva will beim größten Marathon der Welt an den Start gehen – und mit 55.000 Teilnehmenden am 3. November den New-York-City-Marathon laufen. Der Clou: rückwärts! Er will keinen Rekord aufstellen, vielmehr startet da Silva auch dort für einen guten Zweck. Bei seinem 101. Marathon möchte der 46-Jährige auf das Projekt „Wünschewagen“ des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) aufmerksam machen.
Durch seine Vollzeitstelle als Jugendbetreuer in einem Wohnheim für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge des ASB in Bremen hat da Silva den „Wünschewagen“ kennengelernt. Mit dem rein ehrenamtlich getragenen und nur über Spenden und Eigenmittel finanzierten Angebot möchte der ASB Menschen aus Bremen und Bremerhaven in ihrer letzten Lebensphase einen Herzenswunsch erfüllen. Das Fahrzeug ist speziell auf die Bedürfnisse der Fahrgäste abgestimmt, die von qualifizierten, freiwilligen Fachkräften begleitet werden, um noch einmal das Meer, ein Konzert oder eine Familienfeier erleben zu können.
Spender und Sponsoren gesucht
„Ich war bei der Einführung des ‚Wünschewagens‘ in Bremen dabei und habe Menschen kennengelernt, denen ein letzter Wunsch erfüllt werden konnte. Das hat mich sehr bewegt“, bekennt da Silva. Daher sucht der im Stephaniquartier lebende Bremer nun Sponsoren und Spender, deren Namen zum Beispiel auf der Vorder- und Rückseite seines Trikots abgedruckt werden.
„Ich habe gemerkt, dass man mit Sport jede Menge Gutes bewirken kann – und das nicht nur für den eigenen Körper“, sagt Emin da Silva. „Ich möchte etwas zurückgeben“, so der ehemalige Flüchtling, der viele Institutionen durch seine Wohltätigkeitsläufe in den vergangenen zehn Jahren unterstützt hat. Dabei sind insgesamt 60.000 Euro Spenden zusammengekommen „Der Sport hat mir den nötigen Halt in den zehn Jahren meines Asylantrages gegeben.“
Denn Emin da Silva wurde 1973 in einem kleinen Dorf im Osten der Türkei geboren und wuchs mit 14 Geschwistern in einer Großfamilie auf. Da seine Kindheit durch den kurdisch-türkischen Konflikt geprägt war, entschloss sich da Silva 1991 kurz vor der Verpflichtung für den Militärdienst schließlich zur Flucht nach Deutschland.
Allein unter 70 Flüchtlingen machte er sich auf den Weg und erreichte nach einer 40-tägigen Odyssee durch Europa, bei der er viele Strecken zu Fuß zurückgelegt hat, seine neue Heimat: Bremen. „Ich kannte die Sprache nicht, die Kultur war mir fremd und ich war allein“, blickt Emin da Silva zurück. Da er als Asylbewerber zehn Jahre lang auf Bewilligung seines Antrags warten musste und keiner Arbeit nachgehen durfte, hat er viel Sport getrieben und in verschiedenen Bremer Vereinen Fußball gespielt.
„Durch Sport gelang mir der größte Brückenschlag zu den Einheimischen“, ist da Silva überzeugt. Denn in einem Verein lernte er nach drei Jahren in Deutschland viele Menschen kennen, die ihn beim Lernen der Sprache unterstützten. Mit zunehmenden Sprachkenntnissen legte der junge Flüchtling seine Schüchternheit ab. Er habe hart und zielgerichtet gearbeitet, fügt der schlanke Mann hinzu, um seinen Schulabschluss nachzuholen. Danach absolvierte er eine Ausbildung zum Tischler, jobbte unter anderem auch als Aushilfskraft auf dem Freimarkt oder im Fitnessstudio.
Erste Marathon-Teilnahme vor siebzehn Jahren
Als Emin da Silva nach zehn belastenden Jahren des Bangens vor einer Abschiebung endlich den bewilligten Asylantrag in der Tasche hatte, joggte er symbolisch „in die Freiheit“. Im März 2002 absolvierte er seinen ersten großen Lauf: Zehn Marathons in zehn Tagen – von Hamburg nach Berlin. „Ich wollte lediglich meine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen und andere Menschen motivieren, an ihre Träume zu glauben, ihre Ziele weiterzuverfolgen und sich nicht von Rückschlägen aus der Bahn werfen zu lassen – ganz gleich, wie diese Ziele aussehen“, nennt er seine Beweggründe.
Im Jahr 2010 beschloss Emin da Silva, seine Begeisterung für den Sport zur Völkerverständigung und für karikative Zwecke zu nutzen. Bei 52 Grad Celsius legte er seinerzeit 108 Kilometer durch die Wüste Namibias zurück, um Spenden für ein lokales Schulprojekt zu sammeln. Das große mediale Interesse nutzte er, um auf die Armut in dem südafrikanischen Staat aufmerksam zu machen. Die Aktion wiederholte er 2011.
2800 Kilometer in 67 Tagen
Als „Lauf meines Lebens“ bezeichnet der Extremsportler den von Bremen nach Istanbul im Jahr 2013. Jeden Tag erneut einen Marathon. In 63 Tagen legte er 2600 Kilometer zu Fuß zurück. In 63 Tagen 63 Marathons. Kurz vor dem Ziel wurde ihm an der türkischen Grenze jedoch die Einreise verwehrt. Das habe ihn schwer getroffen, bekennt der gebürtige Türke. Zu seinem 45. Geburtstag machte er sich selbst ein besonderes Geschenk: Bei einer Aktion im „Weserpark“ legte Emin da Silva für jedes Lebensjahr auf dem Laufband eine Stunde zurück, ohne Pause. Viele „Mitläufer“ gesellten sich für die gute Sache dazu.
Durch die Sanitätsdienste bei größeren Laufveranstaltungen ist da Silva auf den ASB aufmerksam geworden, anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Hilfs- und Wohlfahrtsorganisation auch auf deren Angebote und schließlich zu seinem jetzigen Job. Die Ziele sind ihm noch nie ausgegangen. Deshalb bereitet er sich seit dem vergangenen Jahr sehr diszipliniert auf den New-York-Marathon vor. „Ich intensiviere langsam das Training“, sagt der Mann der Superlative, der die Belastungsphase langsam steigert und derzeit mindestens drei Mal pro Woche 15 bis 35 Kilometer zurücklegt.
Weitere Informationen
Wer Emin da Silva bei seinem New-York-Marathon für das ASB-Projekt „Wünschewagen“ unterstützen möchte, erfährt mehr online unter www.emindasilva.de oder kann per E-Mail an info@emindasilva.de direkten Kontakt aufnehmen.
Quelle: Dieser Artikel von Ulrike Troue wurde veröffentlicht im WESER-KURIER am 12. Juli 2019