Extremsportler Emin da Silva peilt zur Feier seines 45. Geburtstags einen rekordverdächtigen Dauerlauf an
Da hat sich Emin da Silva einiges vorgenommen: Seit dem frühen Mittwochabend legt der 45-Jährige auf einem Laufband mitten im Shoppingcenter Weserpark einen Kilometer nach dem anderen zurück. Passend zu seinem Alter will er insgesamt 45 Stunden durchhalten, das ist die Zielvorgabe der Aktion „Superlativ am laufenden Band“. Läuft alles glatt, wird er das Sportgerät erst am Freitag um 14:45 Uhr verlassen. Fast zwei Tage und zwei Nächte wird er dann nahezu ununterbrochen gelaufen sein. Nur eine einzige Verschnaufpause will sich da Silva gönnen. Und die soll – wen wundert’s – exakt 45 Minuten dauern.
Für den gebürtigen Kurden mit dem brasilianischen Namen ist der 45-Stunden-Lauf nicht die erste selbst gestellte sportliche Aufgabe. Durch die Wüste von Namibia ist er schon gelaufen, den Bremen-Marathon hat er sogar im Rückwärtslauf gemeistert. Spektakulär auch sein „Lauf des Lebens„, der ihn 2013 über eine rekordverdächtige Distanz von 2.700 Kilometern von Bremen bis nach Istanbul führen sollte. Erst kurz vorm Ziel wurde er an der türkischen Grenze ausgebremst, die Behörden verweigerten ihm ohne Begründung die Einreise.
Aufgewachsen ist Emin da Silva als Spross einer Großfamilie in einem kleinen Dorf im Osten der Türkei. Seine Kindheit war geprägt vom türkisch-kurdischen Konflikt. Vor der Zwangsverpflichtung zum Militärdienst floh er 1991 als 18-Jähriger nach Deutschland. Als Asylbewerber durfte da Silva zehn Jahre lang nicht arbeiten, zum Ausgleich entfaltete er rege sportliche Aktivitäten – erst spielte er Fußball in verschiedenen Sportvereinen, später kam die Leidenschaft fürs Laufen.
Und nun also eine neue Herausforderung, um seinen 45. Geburtstag am 10. Januar standesgemäß nachzufeiern. „45 Stunden am Stück habe er noch nie trainiert“, sagte er, „nur zehn bis elf Stunden. Das wird eine lange Reise, eine enorm große Herausforderung.“ Gespannt ist da Silva vor allem auf sein Durchhaltevermögen in den beiden Nächten. „Da wird es wohl ein wenig langweilig werden“, fürchtet er. Zudem werde sich sicher auch der Schlafmangel bemerkbar machen.
Doch da Silva ist wild entschlossen, die gesamte Zeit durchzustehen. „Aufgeben ist keine Alternative„, lautet sein Motto. Und sollte es wider Erwarten doch nicht klappen, hofft der Jugendbetreuer des Arbeiter-Samariter-Bunds, dass andere Läufer einspringen und die Aktion zu Ende bringen.
Denn immerhin dienst der 45-Stunden-Lauf einem guten Zweck. Wie schon bei seinen anderen Aktionen hat da Silva das Gemeinwohl vor Augen. Wer dem Dauerläufer auf einem der beiden anderen Laufbänder ein wenig Gesellschaft leisten will, kann das gegen eine kleine Spende für den Bremer Sportgarten und den Fluchtraum Bremen gern tun.
Und wer weiß, vielleicht läuft demjenigen dann auch ein Prominenter über den Weg. Der frühere Senator und Werder-Manager Willi Lemke, der grüne Landessprecher Ralph Saxe und Werder-Aufsichtsratschef Marco Bode haben ihre Teilnahme schon zugesagt.
Quelle: Ein Artikel von Frank Hethey
veröffentlicht im WESER-KURIER am 2. Februar 2018