Wie bin ich zum Jakobsweg gekommen? Was haben Sport und Jakobsweg gemeinsam? Oder – gibt es darin überhaupt Gemeinsamkeiten? Warum gehen Menschen den Jakobsweg? Warum ich?
Viele Fragen. Die Antwort auf die Erste ist eigentlich ganz einfach.
„Martin ist Schuld!“
Durch meinen Freund bin ich auf den Jakobsweg aufmerksam geworden. Immer wieder hat er davon erzählt. Wir haben gemeinsam Filme geschaut. Wenn er von einem seiner Wege zurück kam habe ich die Bilder gesehen, die Geschichten gehört. Wir sind dann an Wochenenden für einen Tag auf dem Bremer Jakobsweg gemeinsam unterwegs gewesen. Die Verlangsamung, das Einkehren, die Natur bewusst wahr zu nehmen .. all das hat mich neugierig gemacht. Irgendwann war mir klar, ich möchte auch .. einmal einen solchen Weg gehen. Es blieb eigentlich nur eine Frage: „Wann?“
Jetzt im September war es so weit. Vom Rucksack packen bis Ticket buchen erhielt ich eine gute Unterstützung. Vor Wochen hatten wir gemeinsam die richtigen Schuhe ausgesucht und eingelaufen. Nun sollte mich nichts mehr davon abhalten können. Wenngleich der Gedanke ‚einen Rucksack zu tragen‘ schon ein komisches Gefühl ist. War es dann aber überhaupt nicht. Wir trafen uns in Porto am Flughafen. All meine Aufregung hat sich (auf)gelöst. Ich wusste, ich kann mich auf die Erfahrung meines Freundes verlassen.
Es war diesig. Der Weg führte uns am ersten Tag am Atlantik entlang. Eine wunderschöne Landschaft, man kam durch einzelne Dörfer. Tolle Eindrücke, die Wellen, der kilometerlange Strand, Wind, Möwen, Begegnungen, andere Pilger zu treffen – nach einer Stunde lachte für uns die Sonne und wir hatten einen strahlend-blauen Himmel. Ich war überglücklich. Das war einer der schönsten und aufregendsten Momente für mich. Ich möchte jedem empfehlen, mal alles liegen zu lassen und sich bewusst Zeit und die Geschwindigkeit heraus zu nehmen, sich von unnötigem Ballast und Last frei zu machen. Ich war überwältigt und es war einfach fantastisch. Ihr kennt ja mein Motto: „Das Glück kann man nicht kaufen, aber zum Glück kann man laufen.“ .. das Glück fand ich an diesem Tag auch im Gehen.
Schon am ersten Tag trafen wir andere Pilger. Jeder hat wohl seinen eigenen Beweggrund. Auch wenn es nur ein paar Schritte waren, schnell war man im Gespräch. Viele Nationalitäten – ein gemeinsamer Weg. Leben, lieben, lachen, gehen, laufen, singen, freuen. So ist doch jeder auf seinem Weg. Und wir alle brauchen die Luft zum Atmen.
Von Tag zu Tag …. verstärkten sich meine Eindrücke. Auf dem Jakobsweg habe ich vollkommen neue Erfahrungen gesammelt. Meine Erkenntnis ist: das langsame GEHEN gibt einem mehr ZEIT besonnen und gesund WAHRZUNEHMEN. Morgens ausschlafen, mit Ruhe frühstücken, überschaubare Strecken und viele Pausen machen – in den Bars und Cafes am Wegesrand. Das entschleunigt. Es ist viel einfacher und intensiver als mit schnellem Handeln, viel fruchtbarer als durchs Leben zu hetzen. Es fällt leichter die vielen schönen Dinge des Lebens zu SEHEN.
Nach einigen Tagen will man gar nicht mehr aufhören zu gehen. Der Weg ist gut markiert. Man fühlt sich sicher – und schon ein klein wenig zuhause. Eine großartige Landschaft, sehr inspirierend, noch jetzt bin ich einfach überwältigt. Ich hätte nicht gedacht, dass mich der Jakobsweg so beeindruckt. In der Ruhe liegt die Kraft und man sieht und fühlt mehr.
Ich kann jedem empfehlen es auszuprobieren, egal aus welchem Motiv heraus Du das machst – unabhängig von deinen Beweggründen.
6 Tage waren wir unterwegs.
Es hat sich wie 6 Wochen angefühlt.
Nicht wie teuer und wie lang eine Reise ist macht die Reise interessant und für Dich wertvoll – sondern deine Einstellung.
Mein erster Jakobsweg: der portugiesische Teil des Caminho Portugues. Rund 120 Kilometer von Porto nach Valença. Man sagt: „aufhören sollte man, wenn es am Schönsten ist“. Ich folge diesem Sprichwort heute mit einem glücklichen und mit einem weinenden Auge. Mein erster Jakobsweg endet also am Grenzfluss zu Spanien. Es war einer der schönsten Erfahrungen meines Lebens. Im nächsten Jahr werde ich wieder kommen und meinen Weg fortsetzen. Dann wird er mich weiter nach Spanien bringen. Ich freue mich schon jetzt.
Am letzten Tag habe ich meinen ganz persönlichen Abschied genommen: mit einem entspannten Lauf bis zur Mitte der die beiden Länder verbindenden Brücke über den Grenzfluss ‚Minho‘. Eine tolle Reise, die mir sehr tief unter die Haut gegangen ist. Ich spüre in meinem Herzen eine Wärme, Glück und Zufriedenheit. Die neu gewonnenen Erfahrungen und meine Erinnerungen an diese Zeit werden mich begleiten. Es tut gut, sich einfach die Zeit zu nehmen, bewusst zu entschleunigen.
Als Extremsportler weiß ich – und meine neu gewonnenen Erfahrungen bestätigen mir das – jeder Handwerker wird dasselbe sagen: das Ergebnis hängt zu einem großen Teil vom Werkzeug ab. Bevor man sich auf den Jakobsweg begibt, sollte man für eine gute Ausrüstung sorgen und sich damit auch vertraut machen. Eine gute Beratung vorweg macht ‚den Weg zu gehen‘ leichter.
Normale Laufschuhe bspw. sind nicht stabil genug und daher nicht geeignet für den Jakobsweg. Durch die gute Beratung und die passenden Wanderschuhe hat mir der Jakobsweg richtig Spaß gemacht.
Es ist leicht Hilfe und Ratschläge anzunehmen – und vielleicht liegt darin auch eine erste Erfahrung. Sehen wir uns auf einem Jakobsweg?
Liebe Grüße, Euer
P.S. Hier habe ich Euch einige Fotos zusammen gestellt. Viel Spaß.
TiPP: Infos zum Thema Jakobsweg findet Ihr bei Interesse auf caminojakobsweg.de