„Der Sport gibt mir viel Kraft“
Er lief 2.700 Kilometer bis an die türkische Grenze und zweimal auf die höchste Düne Namibias: Der Bremer Emin da Silva ist für seine extremen sportlichen Leistungen bekannt – und dafür, mit seinen Läufen Spenden für den guten Zweck zu sammeln. Für sein Engagement hat ihn Bundespräsident Joachim Gauck ins Schloss Bellevue nach Berlin eingeladen.
Dorthin fährt Emin nicht etwa mit der Bahn: Vielmehr tritt er die Reise in die Hauptstadt zu Fuß an. Am Sonntag, 31. August, startet er um 10 Uhr vom Bremer Marktplatz aus einen sechstägigen Spendenlauf über 350 Kilometer zugunsten unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge.
Mit dem Geld sollen zum Beispiel Eintrittsgelder und Ausflüge für die jungen Menschen bezahlt und notwendige Übersetzungen finanziert werden. Emin da Silva selbst arbeitet als Jugendbetreuer in einem Bremer Flüchtlingswohnheim des Arbeiter -Samariter -Bundes (ASB) für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, veranstaltet Lauf-Trainings, hilft bei Schulaufgaben und begleitet sie zur Schule.
Wie sie sich hier fühlen, weiß der Extremsportler nur allzu gut: Er selbst wurde in der Ost -Türkei geboren, seine Kindheit war nach eigenem Bekunden geprägt vom türkisch -kurdischen Konflikt, der ihn kurz vor seiner Militärverpflichtung 1991 zur Flucht nach Deutschland bewegte. Als Asylbewerber lebte er zehn Jahre lang in verschiedenen Unterkünften in Bremen und Bremerhaven. Sport spielte in dieser langen Zeit eine wichtige Rolle für ihn: „Er hat mir den nötigen Halt gegeben, aus ihm habe ich viel Kraft geschöpft.“ Vor vier Jahren beschloss da Silva dann, für die internationale Völkerverständigung zu laufen: „Sport ist der Schlüssel, um zueinander zu finden.“ Mit seinem Engagement möchte er ein Vorbild für die jungen Flüchtlinge sein, ihnen eine Perspektive aufzeigen. Er sagt aber auch: „Es wäre wünschenswert, wenn schneller über ihre Zukunft entschieden wird.“
Einen Tiefschlag erlitt Emin da Silva dann im vergangenen Jahr: Beim „Lauf seines Lebens“, der eigentlich in Istanbul enden sollte, durfte er nicht mehr in die Türkei einreisen. „Warum, das weiß ich bis heute nicht. Keine Behörde gibt mir darauf eine Antwort“, sagt er. Gerne würde der Bremer aber seine kranke Mutter wiedersehen. Deshalb möchte er sich bei Gauck nicht nur für seine Einladung bedanken, sondern auch um eine Erklärung bitten. „Ich werde deshalb auch einen persönlichen Brief für ihn dabeihaben.“
Begleitet wird Emin da Silva auf der ersten Etappe bis zur Stadtgrenze von ASB -Landesgeschäftsführer Jürgen Lehmann sowie auf der gesamten Strecke von einem Rettungswagen.
Quelle: Artikel von Viviane Reineking in Kreiszeitung veröffentlicht am 28.8.2014