2.787 Kilometer durch acht Länder – Von Bremen nach Istanbul. Zu Fuß.
„Ich bin sehr nervös, aber freue mich jetzt einfach, dass es losgeht“. Das sagt Emin da Silva im Weserstadion vor dem Spiel Werder gegen Schalke und vor seinem ersten Schritt durch acht Länder. „Der erste Tag wird mein härtester Tag.“ Denn vor Aufregung hat er zwei Tage nicht geschlafen. Ein langer Weg liegt vor ihm. Diesen Weg ist vor ihm noch keiner gegangen. Auch für Emin selber ist eine solche Strapaze eine große Herausforderung. Es ist SEIN Lebens-Lauf.
Durch die Wüste von Namibia, ja. Einen Marathon rückwärts laufen, ja. Von Hamburg nach Berlin in zehn Tagen, ja. Aber siebenundsechzig Marathons … dafür gibt es keine Vorbilder, das wird keine Kopie von irgendwas vorher.
Die sportliche Vorbereitung in dem Jahr zuvor hat Emin mit rund 9.000 Laufkilometern „bewältigt“. Ohne wissenschaftlich entwickeltes Trainingsprogramm, ohne Trainer. Denn „… sowas würde mich nur einzwängen, ich brauche den Spaß am Laufen und den habe ich nur, wenn ich es selbstbestimmt tue“.
Doch bei seinem „Lauf des Lebens“ hat er Begleitung. Der Streckenplaner, die Physiotherapeutin, die Projektmanagerin und der Fahrer des Wohnmobils, das als Unterkunft dient, wenn keine andere Übernachtungsmöglichkeit verfügbar ist.
Emin da Silva läuft für Kinderhilfe in Deutschland und
in sieben weiteren europäischen Ländern
Pressemeeting am Startpunkt Weserstadion mit Willi Lemke, Aufsichtsratsvorsitzender Werder -Bremen; Bülent Uzuner, Vorstandsvorsitzender der BTC AG; Emin da Silva, Extremsportler; Karin Tanger, Marketingleitung bei der BTC.
Einer der weiß, wovon er spricht: Willi Lemke, ebenfalls Marathonläufer, eröffnet das Pressemeeting zum „Lebens-Lauf“ von Emin da Silva. „Ich habe allergrößte Achtung vor der Leistung, die Emin sich vorgenommen hat. Ein Marathon ist schon eine Herausforderung, aber siebenundsechzig zu laufen, das geht fast über die Vorstellungskraft hinaus.“
Bülent Uzuner, Vorstandsvorsitzender der BTC AG, die das Projekt als einer der Hauptsponsoren unterstützt, erzählt: „Emin hatte mich schon vor langer Zeit angesprochen. Ich hatte seine Vorhaben fast schon vergessen, aber an einem Weihnachtsfeiertag erinnerte ich mich an Emin und wir sind danach schnell zusammengekommen. Er hat mich persönlich überzeugt, nicht nur von seiner sportlichen Energie, vielmehr ist es seine innere Überzeugung, seine Ehrlichkeit, für benachteiligte Kinder und Jugendliche einzutreten. Ich bin selber öfter neben ihm gelaufen und habe gemerkt: es ist bei ihm eine Herzensangelegenheit.“
Zwei Fragen an Emin da Silva
TOPIC-Frage an Emin: „Hast du einen speziellen Ernährungsplan für deine extremen Höchstleistungen?“
EMIN: “ Ich esse und trinke das, was Spaß macht, wie es passt, ich habe kein bestimmtes Fitnessprogramm und keinen Plan. Man braucht Sonne, man braucht Regen und so ist das mit der Ernährung, eine gute Mischung, ich esse türkisch, ich esse deutsch, italienisch … Döner, Kartoffeln, Gemüse … es muss aus dem Herzen kommen, ohne Darf und Muss, sonst bringt es Stress.“
TOPIC: „Doch ganz ohne Planung geht es bei deinem Vorhaben nun nicht …“
EMIN: „Ja, die Organisation diese Lebens-Laufes war auch eine große Herausforderung. Es war zeitweise sehr, sehr schwierig, alles auf den Weg zu bringen. Ohne die Unterstützung meiner Freunde, meiner Begleiter und meiner Sponsoren hätte ich das nicht geschafft. Eine solche Dimension braucht beste Organisation und vor allem ein gutes Gefühl im Bauch.“
Spendengelder für Kinderprojekte
Emin da Silva will mit seinem Extrem-Lauf Menschen Mut machen, sich ambitionierte Ziele zu setzen und dafür zu kämpfen und gleichzeitig motivieren, Geld für Kinderhilfsprojekte zu spenden. Die Spendengelder, die während des Laufs gesammelt werden, kommen Kinderprojekten im Bildungsbereich in den acht Ländern zu Gute. Die treuhänderische Verwaltung der Spenden übernimmt der gemeinnützige Verein „Das erste Buch“ mit Sitz in Bremen: www.daserstebuch.de.
„Hinter jedem schwachen Mann steht eine starke Frau“,
scherzt Emin da Silva nach dem Pressemeeting und kurz vor dem Abschied.
Diese Frau ist Kristina Borisovski, Physiotherapeutin mit eigener Praxis in der Sögestraße.
„Kennengelernt haben wir uns auf einer kleinen Messe, als Emin eine Physiotherapeutin suchte, die ihn bei seinem Training begleitet und unterstützt“, sagt Kristina, “ ich habe da zugesagt und allmählich hat sich dann eine persönliche Nähe entwickelt.“
Warum sie auf der großen Reise nicht dabei ist? Der Grund ist ihre junge Tochter, die sie nicht über drei Monate ohne mütterlichen Kontakt lassen konnte. Kristina verbindet sich dennoch mit beiden. „Wir telefonieren oder simsen jeden Tag. Mir kommen dann immer die Tränen, wenn ich daran denke, wie weit Emin weg ist, die ich aber unterdrücke, denn anmerken lassen darf ich mir am Telefon nichts … ich kann Emin nicht mit Traurigkeit ermutigen. Ich will ihn motivieren, was ich auch vorher bei seiner Vorbereitung getan habe.“
Quelle: Beitrag von Take Janssen bei TOPIC veröffentlicht am 25. März 2013