Osterholz. Auf dem großen Parkplatzgelände stehen Autos in Durchfahrten. Ihre Fahrer fanden keinen Parkplatz mehr. An den Eingängen zum Weserpark ist reger Betrieb. Am rechten Eingang blicken die Besucher schon im Drehkreuz auf das Laufband, auf dem Emin da Silva seit fast fünf Stunden läuft. Info-Stände von Unicef oder der Aktion „Ein Zuhause für Kinder“ stehen um das Laufband herum. Viele Besucher gehen hastig vorüber, haben anderes fest im Sinn. Vielleicht halten einige das Ganze für eine Werbeaktion des Sporthauses Voswinkel, dessen Schaufenster und Eingänge direkt dahinter liegen. Emin da Silva läuft, elf Stunden sollen es heute werden. Er läuft für Kinderhilfsprojekte.
Emin da Silva ist Ausdauersportler, er ist bei 45 Grad einen Marathon durch Sand gelaufen.
Er weiß, was er sich zumuten kann und er möchte die Gabe seiner extremen Ausdauer einem guten Zweck widmen. Er läuft und läuft und läuft immer wieder für Kinder. Läuft, um Spenden zu sammeln, am heutigen Sonnabend im Weserpark. In Eigeninitiative hat er Hilfsorganisationen angesprochen. Die haben mit geplant und sammeln heute die Spenden ein. Beim Weserpark Management und in der Oase, dem Fitness Club des Einkaufszentrums, fand er gleich offene Ohren und Unterstützung für seine Aktion. Beim ersten Lauf im Weserpark war das Spendenaufkommen eher gering. Er hatte damals keine Hilfsorganisationen an seiner Seite. Heute Mittag befindet sich geschätzt bereits das Dreifache in einem durchsichtigen Sammelbehälter, schätzt ein Freiwilliger von „Ein Zuhause für Kinder“. Ab und zu moderiert Joel David Mc Kay der Helfer von „Ein Zuhause für Kinder“ übers Mikrofon. Damit lockt er Publikum an oder sagt dabei den Stand des Laufes durch und das, was noch zu erwarten ist. Gerade geht es auf die 50-KM-Marke zu. Da Silva wirkt fit, doch er verändert häufig den Laufschritt. Hüpf mal oder schlenkert kurz ein Bein aus. Er lockert sich auf. Das Laufband ist ein harter Untergrund. Und es läuft immer weiter.
Emin da Silva wirbt für den Sport
Gelegentlich stellen sich ihm Mütter oder Väter mit ihren Kleinen für Fotos an die Seite. Freundliche, fast anstrengungslose Worte wechselt da Silva mit den Kleinen. Allen, auch den Besuchern, die nur kurz von der Ferne schauen, flößt seine Leistung Respekt ein. Einige wollen nicht glauben, dass die Digitaluhr neben ihm tatsächlich Stunden, Minuten und Sekunden anzeigt, die er heute schon unterwegs ist. Fünf Stunden und dreißig Minuten, die Hälfte seines heutigen Tagespensums ist geschafft.
„Das ist eine tolle Sache. Ich geh erstmal Spenden,“ verlässt Ilona Thor aus Osterholz kurz Marie und Martin ihre zwei Kinder. „Sport ist wichtig und Kinder zu fördern natürlich auch,“ äußert sie, als sie zurückkehrt. Alle drei Thors glauben, dass er die elf Stunden durchhält. „Selber. Nein wir würden beim Laufen nicht viel schaffen. Aber wir gehen jetzt zum Bowling.“ Andere Passanten äußern, „Er muss wissen, was er macht.“ „Der ist ja auch fit.“ „Nichts für mich.“ „Der schwitzt noch gar nicht.“ „Was will der? Laufen, bis die zumachen?“ Viele bestaunen seine Leistung. Einige Spenden vor dem Heimweg. Dem Sport näher gebracht fühlt sich keiner. Unicef ist mit zwei Ehrenamtlichen hier und verwendet die Spenden für Schulprojekte in Afrika. Die evangelische St. Matthäus Gemeinde, sammelt Spenden für ihr Projekt „Ein Zuhause für Kinder“, das 2008 mit dem Bürgerpreis ausgezeichnet wurde. 80 ehrenamtlichen und drei hauptamtliche Mitarbeiter stehen für eine Vielzahl von Angeboten, wie PC Kurse, Tischtennis, Musikangebote, Eltern-Café, Vorlesen oder Ausflüge bereit. Da Silva läuft. Die Spendendose, groß wie ein Eimer, der Unicef ist durchsichtig und Scheine und Münzen füllen sie am frühen Nachmittag bis unter die Hälfte. Andere Spendendosen als Glücksschwein oder als übliche Dose mit Schloss sind nicht einsehbar. Der Fitness Club Oase hat das Laufband gestellt und wirbt mit Schnupperangeboten.
Alleine sitzt ein alter Herr hinter da Silva auf einer Bank. Neben ihm seine Stützen. Er erzählt: „So fit war ich auch mal. Bin immer draußen rumgerannt. Alles vorbei. Damit zu sammeln ist gut. Das hätte ich auch machen sollen.“
Emin da Silva läuft am 3. September von 10 bis 20.27 Uhr auf dem Hanseatenhof in Bremen. In den 627 Minuten möchte er mit 209 Kindern jeweils drei Minuten laufen. Für jedes der 209 Länder der Erde drei Minuten. Damit möchte er symbolisch mit Kindern einmal um die ganze Welt, durch jedes Land, laufen. Natürlich wird bei dem Event gesammelt. „Ein Zuhause für Kinder“, die Bremer Sportjugend und Unicef sind beteiligt und es wird Ansprachen durch Bremer Politikgrößen geben.
Spendenkonten:
Ein Zuhause für Kinder Sparkasse in Bremen BLZ 290 501 01 Konto 12 228 292, Bremer Sportjugend Sparkasse in Bremen BLZ 290 501 01 Konto 112 95 34, Unicef Commerzbank Bremen BLZ 290 800 10 Konto 186 366 601, Anregungen oder Fragen an Emin da Silva Kontakt
Quelle: Artikel von Edwin Platt auf Blauwall veröffentlicht am 29 Juli 2011