Erst rückwärts, nun auf einem Bein

Emin da Silva nimmt am Wien-Marathon teil. Schon oft ist der Sportler mit außer­­ge­wöhn­lichen Lauf­aktionen aufge­fallen. Nun tritt der Bremer beim Mara­thon in Wien an. Wieder wird es speziell und in diesem Fall sogar besonders schwierig.

Erst seit Juli trainiert da Silva für den einbeinigen Marathon. Dennoch ist er zuversichtlich, dass er die Strecke schaffen wird. (Foto: Eike Nienaber)

Erst seit Juli trainiert da Silva für den einbei­nigen Marathon. Dennoch ist er zuver­sicht­lich, dass er die Strecke schaffen wird.  

Von der „härtesten sportlichen Heraus­for­derung in meinem Leben“ spricht Emin da Silva, wenn es um den 12. September geht. An dem Tag wird er am Wien-Marathon teil­nehmen – aber nicht wie üblich, sondern auf einem Bein. Regel­mäßig wird der Läufer sein Sprung­bein wechseln. Es wird sein 102. Marathon. Eine ähnlich kuriose Lauf­technik hatte der in Bremen lebende Extrem­sportler 2019 beim Mara­thon in New York gewagt. Rückwärts war er die 42,195 Kilo­meter gelaufen. „Das war das Größte, was in meinem Leben bisher passiert ist. Es war großartig“, sagt er begeistert.

Aber auch über den Lauf in New York hinaus hat der 48-Jäh­rige schon Aufsehen erregt – etwa 2018 mit einem 45-Stunden-Nonstop-Lauf im Bremer Weserpark auf dem Lauf­band. 2010 ging alles mit einem 108 Kilo­meter langen Lauf durch die Wüste Namibias los. Seitdem setzt er sich jähr­lich neue Laufziele. „Es geht mir vor allem um die Botschaft und Wohltä­tigkeit“, sagt da Silva. Inzwi­schen hat er mehr als 65.000 Euro für gemein­nützige Zwecke gesam­melt. 2014 wurde er vom Bundes­prä­sidenten Joachim Gauck für seine sozialen Verdienste geehrt – zur Ehrung nach Berlin kam er natürlich laufend.

Da Silva sammelt abermals Spendengelder

Auch bei der Teilnahme in Wien steht der gute Zweck im Mittel­punkt. Da Silva widmet sein Projekt den Flut­opfern und sam­melt Gelder für Menschen, die bei der Flut­katas­trophe im Juli zu Schaden gekom­men sind. „Ich bin in Gedanken bei den Betrof­fenen. Die Wucht der Flut ist unvor­stell­bar“, sagt da Silva. Die Summe geht an den Verein Menschen brauchen Menschen, der die Gelder weiter­leitet. Es kann online und per Überwei­sung gespen­det werden. Der Veran­stalter des Marathons unter­stützt da Silva derweil, indem er vor Ort auf seine Aktion aufmerksam macht.

Der Läufer weilt bereits in Österreich. Höhen­trai­ning soll für die letzte Fitness sorgen. Mit dem Training für den Lauf hatte er erst im Juli begon­nen. Denn zuvor stand stark auf der Kippe, ob das Event trotz Corona statt­findet. „Ich fiebere dem Mara­thon jetzt richtig entgegen“, sagt der Sportler. 2017 lief er schon einmal auf einem Bein, jedoch zehn Kilo­meter. Eine bestimmte Zeit peilt er nun bei der langen Distanz nicht an. Vielmehr geht es ihm darum, ins Ziel zu kommen – „aber nicht als Letzter“. Da Silva ist jedoch optimis­tisch: „Ich traue es mir zu und bin guter Dinge. Ich bin ein Kämpfer.“

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Quelle: Der Artikel von Yannik Sammert wurde
veröffentlicht im Weser-Kurier am 9. September 2021