Extremsportler läuft nach Istanbul

66 Marathonläufe in 66 Tagen

Bremen. Emin da Silva hat sich etwas ganz Beson­deres vorge­nom­men: Er will von Bremen nach Istan­bul laufen. In jedem Land, das er unterwegs durch­quert, will er Spenden an bedürf­tige Kinder verteilen.

66 Marathonläufe in 66 Tagen =  2.787 KM

66 Marathonläufe in 66 aufein­ander folgen­den Tagen – so will der Bremer Extrem­sportler Emin da Silva die geplante Strecke von Bremen nach Istan­bul, rund 2.787 Kilo­meter, zurück­legen. „Es ist mein bisher größtes Projekt“, sagt da Silva. Das gilt nicht nur für den Lauf an sich, die rein physische Leistung, son­dern auch für die Logistik dahinter.

Sponsoren sind beteiligt, ein Team aus Kamera­mann, Physio­thera­peutin und Koch ist mit dabei, zwei Wohn­mobile, ein Film und ein Buch über den Lauf sollen produ­ziert werden. Die Route hat der ADAC für da Silva geplant, er läuft ausschließ­lich über Land­straßen. Mehr als 60.000 Euro bekommt er von seinem Haupt­sponsor, um die Aktion finan­zieren zu können.

Sein Wunsch für den Start: „Es wäre toll, wenn ich Anfang April in der Halb­zeit­pause eines Werder -Spiels vor dem Publikum im Weser -Stadion starten könnte.“ Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt und da Silva arbeitet hart daran, dass sie schon bald Wirklich­keit wird. Wie schon bei seinen bishe­rigen Lauf­aktionen – zuletzt bei einem Halb­mara­thon im Rück­wärts­gang – sollen auch dies­mal Spenden gesam­melt werden für die Förde­rung von Kindern in den acht Ländern, die er bei seinem Lauf durchquert. Die entspre­chenden Botschaf­ten in Berlin hat er bereits kontak­tiert. In Deutsch­land soll mit den Spenden der Sport­garten Bremen unterstützt werden. Wenn alles klappt, hofft der Bremer, dass sein Gewicht während des Laufs nicht unter die 65-Kilo -Marke fällt. Derzeit wiegt er 73 Kilo bei einer Körper­größe von 1,73 Meter.

Was treibt den 39-jährigen gebürtigen Kurden mit dem brasil­ianischen Namen und der deutschen Heimat zu seinen aufsehen­erregen­den und strapa­ziösen Aktionen? Wer ihn in Huckel­riede vor dem Sport­studio trifft, in dem er fast täg­lich trainiert, sieht Emin da Silva inmit­ten einer Gruppe stehen, man kennt sich, plaudert und witzelt. Da Silva zieht die Menschen an. Eine charis­matische Ausstrah­lung, der Extrem­sport und ein Herz für Kinder machen sein Leben und das Image von da Silva aus. Und natür­lich auch der Drang, in der Öffent­lich­keit zu stehen. Diese Mischung hat der gelernte Tischler zu seinen ganz eigenen, einzig­artigen Beruf gemacht.

Die Entscheidung, sich ganz dem Sport zu verschrei­ben, fiel bereits im Jahr 2007. Da Silva beginnt zu erzählen: „Ich dachte: So kann und darf es einfach nicht weiter­gehen, du kannst doch viel mehr als nur tischlern.“ Auch seine zahl­reichen Freunde hätten ihn immer wieder ermun­tert: „Mit deinem Lächeln und deiner gewin­nenden Art könntest du ein ausgezeich­neter Lehrer sein.“ Gern hätte er als Sozial­päda­goge gear­beitet, doch dazu fehlten ihm die Voraus­setzungen. Also beschloss er, sein Hobby, den Sport, zum Beruf zu machen und als Trainer zu arbeiten. Denn Sport ist für ihn weit mehr als nur ein gesundes Hobby. „Sport ist mein Lebens­elixier, und er fördert die Integration“, betont er. Der Sport habe ihn in seiner Zeit als Asylbe­werber über proble­ma­tische Phasen hinweg­geholfen und seine eigene Inte­gration in Bremen voran­gebracht. „Diese Erfahrung und die Lebens­freude, die dadurch entsteht, möchte ich weitergeben.“

Die Idee für den „Lebens-Lauf“ entstand während eines Wüsten­laufs in Namibia im Dezem­ber 2011. Damals lief da Silva als einer von 26 Teil­neh­mern die 108 Kilo­meter lange Strecke durch die Wüste Namib. „Das war das Härteste, was ich bis dahin erlebt hatte“, erzählt er. Hart war für ihn aber nicht nur der Lauf, sondern auch der erschüt­ternde Anblick in den Slums von Windhoek: “ Die Kinder dort zu sehen, das hat mir förmlich das Herz gebrochen.“ Er hatte ein Township nahe Windhoek besucht und dabei 500 Euro Bremer Spenden­geld für die bedürf­tigen Kinder vor Ort überreicht. „Damals ist mir endgül­tig klar gewor­den, dass ich mit dem Sport noch so viel mehr für die Kinder tun kann und muss.“

Und so kam er auf die Idee mit dem Lauf von Bremen nach Istan­bul. Während dieses „Multi -Marathons“ will da Silva in jedem einzel­nen Land, das er durch­quert, symbo­lisch einen Blanko -Scheck für ein förderungs­würdiges Kinder­projekt über­reichen. Am Ende des Laufs erhal­ten die Kinder­projekte in den acht Ländern – inklu­sive Deutsch­land – dann je ein Achtel der Spenden­summe, die Emin da Silva einwerben wird.

Die aktuelle Spendenadresse finden Spenden­willige im Internet auf der Homepage: www.emindasilva.de

Quelle:   Artikel von Corinna Tonner in WESER-KURIER veröffentlicht am 26. Oktober 2012

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