Laufen, damit es gut läuft

Mainz – Dann eben auf dem Park­platz. Für Emin da Silva ist das kein Problem. Er hat schließ­lich schon ganz andere Sachen erlebt.

Emin da Silva im Gespräch mit der DeichStube (Foto © Gumz)

Die Strecke von Bremen bis zur tür­kischen Grenze – stolze 2800 Kilo­meter – hat er mal laufend in 67 Tagen zurück­gelegt. Und den New-York-Mara­thon hat er mal rückwärts absol­viert. Ein anderes Mal führte sein Weg 108 Kilo­meter lang durch die sengend heiße Wüste Namibias. Also, was bitte­schön, soll da das Problem mit diesem Park­platz irgendwo in der Mainzer Diaspora sein? Zumal es hier um alles geht: Werder Bremen.

Früh morgens hat sich der 47-Jährige am Samstag in Bremen in den Zug gesetzt, um seinen Herzens­verein (mal wieder) durch eigenen läu­fe­ri­schen Einsatz zu unter­stützen. So wie 2016, als da Silva einen Mara­thon rund um das Weser­stadion lief, wäh­rend Werder den VfB Stuttgart zum Abstiegs­gipfel empfing – und mit 6:2 besiegte. Etliche weitere Lauf-Ak­tionen, wie der Sozial­arbeiter sie selbst nennt, sind seit­dem dazu­ge­kom­men. Ganz oft für den guten Zweck, regel­mäßig aber auch für Werder Bremen, was ja für einen Fan wie da Silva im Grunde das­selbe ist. Nun also Mainz.

Während Werders so überlebens­wich­tigem Gast­spiel am vorletz­ten Spieltag wollte der Extrem­sportler einen Marathon rund um die Mainzer Opel-Arena laufen. Vor Ort erfuhr er dann am Samstag­vormittag: nicht erlaubt, die Corona-Hy­giene-Maß­nahmen las­sen es nicht zu. Dann eben besagter Park­platz vor der Arena, umgeben von etwas Auto­bahn und ganz viel Nichts.

Emin da Silva im Gespräch mit der DeichStube (Foto © Gumz)

„Mir war klar, dass ich wieder etwas machen muss“, sagt der Extrem­sportler, der bereits acht Kilo­meter zurück­gelegt hat, ehe er sich kurz Zeit für ein Gespräch mit der DeichStube nimmt. „Werder darf doch nicht absteigen.“ Bis zum Anstoß um 15.30 Uhr sei er allemal durch mit dem Mara­thon. „Dann suche ich mir einen Ort, wo ich das Spiel schauen kann, und dann geht es mit dem Zug zurück nach Bremen“, sagt da Silva, ehe er weiter­läuft. Für Werder. Und gegen eine Serie an, die ihn selbst ärgert.

Zweimal ist der Bremer, der 1991 ohne seine Fami­lie aus seiner tür­kischen Heimat nach Deutsch­land geflüch­tet war, in dieser Saison schon für Werder Bremen gelaufen. Beide Spiele hat die Mann­schaft verloren – dumm gelau­fen also. Jetzt, wo es wirk­lich um alles geht, soll es wieder klappen. So wie damals im Jahr 2016, als gegen den VfB Stuttgart alles anfing. (dco)

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Quelle:   Dieser Artikel von Daniel Cottäus wurde am 21. Juni 2020 von DEICHSTUBE veröffentlicht.

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